Mittwoch, 12. August 2015

Etwas weiße Farbe und ein Erkenntnisgewinn


In anderen Bereichen des öffentlichen Verkehrs fallen kleine Neuerungen nicht immer so direkt ins Auge. Falls es jedoch das Radwegenetz betrifft, sind bereits 2 Pfeile, 2 Piktogramme und ein kurzer Strich eine Meldung wert. Daher können wir es uns nicht leisten, auch nur auf eine einzige Errungenschaft nicht zu reagieren.

Nun aber zurück zum Ereignis. An dieser neu markierten Stelle verlässt bzw. befährt der Radfahrer, wenn er mag, die Straße "Buschgotthardtshütte" in Siegen-Weidenau. Folgt man diesem kombinierten Fuß-/Radweg, gelangt man in 200m links abbiegend auf den Abschnitt, der nun auf den nächsten 1000m von der HTS kompett überdacht wird. Laut "reisetipps-europa.de" heimst diese Passage den Titel "Längster überdachter Radweg Deutschlands ein". Das klingt schon fast nach einer Lobeshymne. In der realen Nutzung jedoch entsteht durch diese wasser- und lichtundurchlässige 22m breite Beton-Überdachung ein extrem düsterer Abschnitt, der nicht von jedem Radfahrer gerne befahren wird. Gerade in der Dunkelheit vermittelt diese Strecke trotz Beleuchtung keinen vertrauenserweckenden und sicheren Fahrspaß. Man kann den Eindruck gewinnen, dass man recht erfolgreich nach einer Möglichkeit gesucht hat, den Radverkehr so weit wie möglich aus dem innerstädtischen Bereich zu verbannen.
Erkenntnisgewinn: Falls die Verantwortlichen wirklich etwas in die Tat umsetzen wollen, dann schaffen sie das auch. Daher darf man jetzt gespannt sein, was die Zukunft in Bezug auf den "Nationalen Radverkehrsplan 2020" bringt. --->  Download pdf-Datei.

Zur Zeit sammelt die Stadt Siegen mit tatkräftiger Unterstützung des "ADFC Siegen" Verbesserungs- und Änderungsvorschläge für die extrem lückenhafte Fahrrad-Infrastruktur in und um Siegen.

Vor einiger Zeit habe ich zwei weitere Passagen auf diesem Siegtalradweg angesprochen, die man auch mit etwas weißer Farbe entschärfen könnte. Diesen Wunsch hatte ich an die verantwortliche Stelle der Stadt Siegen weitergetragen, leider ohne Reaktion.
Da man den Eimer mit weißer Farbe nun zweifelsohne gefunden hat, versuche ich es noch einmal:

In grauer Vorzeit signalisierte an der "Heeserstraße" ein Zebrastreifen den deutlichen Wunsch von Fußgänger und Radfahrer nach einem sicheren Querungsbedarf . In gemeinsamer und jahrerlange Kleinarbeit wurde er leider von tausenden Autoreifen erfolgreich wegradiert. Eine Erneuerung findet seit Jahren nicht statt. Vielleich gibt es ja einen guten Grund dafür. Aber den hat man mir auch nicht genannt.
Zebrastreifen "wegradiert"
Auf den nächsten 50 Meter, diesem Radweg Richtung Weidenau folgend, dürfen PKW den  Radweg mitbenutzen, um einen Parkplatz unterhalb der HTS anzusteuern. Auch für diese Ein- bzw. Ausfahrt hatte ich mir eine weiße Markierung gewünscht, um dem motorisierten Verkehr beim Verlassen des Parkplatzes seine untergeordnete Rolle auf dem nachfolgenden Abschnitt Richtung "Heeserstraße" aufzuzeigen. Einige Autofahrer biegen ohne Beachtung des Langsamverkehrs von dem Parkplatz auf diesen kombinierten Rad-/Fußweg ein. Wahrscheinlich tun sie dies unbewusst der Verkehrsregel "rechts" vor "links" folgend. Hier sind jedoch auch kleine Kinder mit Inliner und Roller unterwegs, die mit diesem Regelwerk noch nicht sicher vertraut sind, und daher diese bestehende Gefahr überhaupt nicht einschätzen können. 
Selbst diese kleine Investition könnte zu einem deutlichen Gewinn an "passiver Sicherheit" beitragen.
Auto sollten hier nur "Gast" sein

Dienstag, 11. August 2015

Fahrradfreundlichkeit: Stuttgart gegen Kopenhagen


Quelle: youtube

"Stuttgart" steht an dieser Stelle stellvertretend für viele deutsche Städte. Während in Kopenhagen innerstädtisch bis zu  40% aller Kurzstrecken mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, sind dies in den meisten deutschen Städten nicht einmal 10%. 

Kopenhagen investiert seit Jahrzehnten in eine gleichberechtige Infrastruktur für den Radverkehr und schafft dadurch messbare, positive Aspekte im Bereich Gesundheit, Lärmreduzierung, Verringerung der Feinstaubbelastung, Erhöhung der städtischen Attraktivität,...

Jährlich fließen 10 Millionen Euro in den Erhalt des Kopenhagener Radwegenetzes, um einen Gegenentwurf zu dem real existierenden Verkehrskollaps vieler anderer europäsicher Städte aufzuzeigen. Denn dort läuft man dem ausufernden motorisierten Verkehr weiterhin erfolglos hinterher. 

Wie therapiert man suchtabhängige Menschen? 
- durch den erleichterten Zugang zu ihrer Sucht
- durch das konsequente Aufzeigen und Anbieten von Alternativen

Solange die Menschen keine Einschnitte in ihrem erprobten und bewährten Verhalten hinnehmen müssen, ist kein genügend großer Druck vorhanden, um genau dieses Verhalten zu hinterfragen, doch einen Umstieg auf andere Muster zu wagen. 
Wichtig, um unnötigen Frust zu vermeiden: Bevor man etwas wegnimmt, sollte ein Alternativangebot vorhanden sein und entsprechend angeboten werden. Es müssen Vorteile sichtbar werden, damit es sich doppelt lohnt diesen Umstieg mitzugehen.

"Überall sinken in Deutschland die Emissionen, nur im Verkehr steigen sie seit 25 Jahren munter an. Und das trotz immer sparsamerer Motoren, zeigen neue Zahlen des Umweltbundesamts."
"Die Emissionen im Verkehrssektor, die zu 95 Prozent durch den Straßenverkehr verursacht werden, müssten über die Jahre also eigentlich immer weiter sinken. Aber das Gegenteil ist der Fall: Sie sind sogar gestiegen – und zwar um 0,6 Prozent von 1990 bis 2014. Im Energie- und Industriesektor sind sie hingegen gefallen."

Quelle: Klimaretter - Klimaversagen auf der Strasse

Dienstag, 4. August 2015

Das Auto stammt vom Fahrrad ab

Das größte Einsparpotential steckt im Straßenverkehr...
Wann kommt die Trendwende vom Auto zum Fahrrad?

"Wer dafür sorgen will, dass wir auch in Zukunft „mobil“ bleiben und nicht nur im Stau stehen, muss zunächst einmal den Überblick bekommen, was denn heute so auf den Straßen und Schienen in Deutschland los ist. Daher haben Verkehrsforscher eine Studie erstellt, die sich „Mobilität in Deutschland“ nennt. Sie sind dabei auf einige überraschende Trends gestoßen ...

Immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad oder den öffentlichen Verkehr und verzichten auf das Auto. Das gilt vor allen für junge Leute, die in dicht besiedelten Gebieten leben. Diese Beobachtung hat sich aus dem Vergleich mit früheren Verkehrsuntersuchungen ergeben. Allerdings: Ob diese Entwicklung nur eine kurzfristige Ausnahme oder dauerhaft ist, werden erst die nächsten Jahre zeigen.
Aber die Verkehrsforscher haben noch jede Menge andere spannende Fakten herausgefunden. Hier die wichtigsten Infos:

90 Prozent aller Personen in Deutschland gehen an einem normalen Tag aus dem Haus.
Freizeit, Einkaufen und Arbeit sind dabei die wichtigsten Gründe – übrigens in dieser Reihenfolge, was die Streckenlängen betrifft: Wir legen also anscheinend mehr Kilometer zurück, um unser Geld in Geschäften, Supermärkten und Kaufhäusern auszugeben, als wir zur Arbeitsstelle benötigen, um es zu verdienen.
Im Mittelwert legen wir in Deutschland pro Tag und Person knapp 39 Kilometer zurück – manche mehr, manche weniger …
Insgesamt werden so jeden Tag von allen Bundesbürgern zusammen 3,2 Milliarden Kilometer zurückgelegt – davon 2,5 Milliarden Kilometer mit dem Auto.
Das Auto ist deshalb das wichtigste Verkehrsmittel in Deutschland.
In 82 Prozent aller Haushalte gibt es mindestens ein Auto. Und zwar in 53 Prozent aller Haushalte genau einen Pkw, in 24 Prozent der Haushalte zwei Autos und in fünf Prozent der deutschen Haushalte sogar drei oder mehr Wagen.
Ein Fahrrad gibt es ebenfalls in 82 Prozent aller Haushalte.
Der Freitag ist der Tag mit dem höchsten Verkehrsaufkommen. Deshalb gibt es an diesem Tag auch besonders viele Staus.
Auch das Ausmaß, in dem die verschiedenen Generationen die unterschiedlichen Verkehrsmittel nutzen, wurde untersucht. Dabei haben die Wissenschaftler zwei interessante Dinge festgestellt. Zum einem: Ältere Menschen – die sogenannten „Senioren“ – sind viel mehr unterwegs als früher, und zwar vor allem mit dem Auto. Das liegt nach Meinung der Forscher daran, dass die heutigen Senioren bereits mit dem Auto „aufgewachsen“ sind.
Zum anderen: Für die junge Bevölkerung ist das Auto offensichtlich nicht mehr so wichtig. Diese Vermutung haben die Forscher, weil immer weniger junge Leute den Führerschein machen. Das würde auch die verstärkte Nutzung von Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr erklären. 

Für die Umwelt ist diese Entwicklung eigentlich sehr positiv, denn je weniger Autos fahren, desto weniger Schadstoffe gibt es. Aber wenn sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzt, hat das auch Folgen für die Verkehrsplanung. Denn es kann durchaus sein, dass dann gerade in den Städten mehr Radwege gebaut werden müssen oder Bahnen und Busse häufiger fahren müssten."

Quelle:
http://www.dlr.de/next/desktopdefault.aspx/tabid-6704/10999_read-25167/

Critical Mass in Siegen - 06.08.2015

Bald ist es schon wieder so weit: "Critical Mass" in Siegen. Wir warten ganz entspannt das für heute angedrohte Gewitter ab und freuen uns auf sonniges Radwetter am Donnerstag.

Also, überredet Freunde, Bekannte und Kollegen ihre "Komfortzone" zu verlassen, um mit uns gemeinsam eine entspannte Fahrradtour durch Siegen zu machen

Und nicht vergessen:
Treffpunkt am Do 06.08.2015 - 17:30 Uhr - "Kölner Tor"

Montag, 3. August 2015

Ein RTW - Immer da, wenn man ihn braucht?!


Irgendwie war ich mir sicher, als Radfahrer schon alles erlebt zu haben. Keine noch so kritische Situation, ausgelöst durch meine unaufmerksamen,  motorisierten Mitfahrer sollte mir fremd sein. Ich hatte mir jedoch immer gewünscht, falls ich mal wieder im Straßenverkehr nicht wahrgenommen werde, sollte wenigsten ein RTW in der Nähe sein. Wenn schon, dann wenigstens die Option auf schnelle, professionelle  Hilfe.

Freitagabend, 17:00 Uhr,  ich fahre mit dem Rad von der Arbeit nach Hause. Taglicht eingeschaltet, eine absolute Selbstverständlichkeit. Der Weg führt mich von Siegen nach Eiserfeld durch das Industriegebiet "Schemscheid". Diverse Installationsfirmen, Speditionen und andere Firmen sorgen hier täglich für abwechslungsreiche Verkehrserlebnisse. 

Ich nähere mich einer in Fahrtrichtung rechts, großangelegten Einfahrt einer Spedition. Die Straße ist eben, top in Schuss, "schnurstracks" (also geradeaus) und somit auch sehr gut einsehbar. Von weitem erkenne ich einen RTW, NICHT im Einsatz, der sich von rechts, aus dieser Einfahrt langsam der Straße nähert und scheinbar mir entgegengesetzt in Richtung Siegen fahren will. Ich fahre in zügiger Geschwindigkeit weiter, aber in steter Bereitschaft auf ein fehlerhaftes Verhalten reagieren zu können. Als ob ich es geahnt hätte. Der Fahrer des RTW hält NICHT an. Er fährt aus der Einfahrt, direkt(!!) vor mir auf die Straße. Wenn ich mich nicht auf den beherzten Sprung Richtung Bordstein hätte konzentrieren müssen, fürs Bremsen war es eindeutig zu spät, hätte ich die gefrorenen Blutäderchen in seinen Sehschlitzen zählen können. Nach dem Ausweichen in letzter Sekunde halte ich an, schüttele mich kurz und drehe mich hoffnungsvoll um. Aber, der RTW hält NICHT an. Stattdessen setzt seine "Frei-Fahrt" gemächlich fort. Er war nicht im Einsatz und hatte daher die verdammte Pflicht anzuhalten. Wo leben wir eigentlich? Fehler passieren. Aber man kann sich zumindest dafür entschuldigen. Das ist heutzutage wohl zu viel verlangt. Die gesellschaftliche Verrohung macht vor nichts und niemandem halt. Wo wir gerade dabei sind. Wer ist hier der Rüpel, der Rambo im Verkehr? Hmm, natürlich der Radfahrer. Alle anderen machen ja immer alles richtig.

Und was macht das "Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur"? Es führt eine Kampagne („Darth Vader“) zum Tragen von Fahrradhelmen durch, um den Radverkehr sicherer zu machen. HALLO? Wozu brauche ich einen Helm? Wer zwingt mir den Helm auf? Die allermeisten Radunfälle passieren durch die Fehler des motorisierten Verkehrs. Prävention bitte zuerst dort, wo die Fehler gemacht werden und nicht an den Symptomen herumdoktern, wo genau diese Fehler ausgebadet werden!!

Dort wo man den Radverkehr fördert, er tatsächlich stattfindet, brauchen keine Helmpflichtdebatten geführt werden. Der Radfahrer gehört in Holland und Dänemark einfach dazu. Er ist gleichberechtigt. Man respektiert ihn. Und wo passieren mehr Unfälle? Dort wo man den Radfahrer gängelt und von aus dem öffentlichen Verkehr drängt. Dort wo es an den einfachsten Strukturen für den Langsamverkehr mangelt. Nämlich bei uns, in „Auto-Schland“! 

Ich fahre übrigens immer mit Helm, aus eigener Verantwortung meiner Gesundheit und meiner Familie gegenüber. 

Als Konsequenz ziehe ich den oben genannten „RTW-Wunsch“ zurück. So hatte ich mir diese Umsetzung auch nicht vorgestellt.

PS:
Bitte nicht falsch verstehen. Grundsätzlich machen alle Rettungskräfte, ehrenamtlich oder beruflich, einen sehr guten und überaus wertvollen Dienst. Dafür kann man nicht dankbar genug sein! 

PPS:
Passt irgendwie auch noch hier hin:   ;-)
Fanta 4 – Danke
...
Ich wollt' noch „Danke“ sagen, doch
ich lieg' im Krankenwagen, noch
woll'n sie mich zwangsbeatmen, doch
bald ist alles aus und vorbei.
Falls sie mich nicht begraben, dann
sollt' ich mich wirklich fragen, wann
will ich mal „Danke“ sagen, denn
irgendwann ist's aus und vorbei.
...