Montag, 29. Juni 2015

Kleine "Angeberei" in eigener Sache :-) und ein wenig Aufklärung

29.06.2015

500 x mit dem Rad zur Arbeit

17.000 Kilometer

Die dem Anlass angemessene Feier findet 
unter Ausschluß der Öffentlichkeit, 
in einem kleinen privaten Rahmen statt ;-)

Spaß beiseite. In diesem Jahr habe ich schon das Gefühl gewonnen, dass morgens einige Radfahrer mehr als in den Jahren zuvor unterwegs sind. Diesen Eindruck kann ich natürlich nur subjektiv auf ein kleines Zeitfenster (06:50 – 07:30 und 17:00 – 17: 45) beziehen. Denn auch dieser leicht positive Eindruck täuscht nicht über die Tatsache hinweg, dass auch im Siegerland, speziell in Siegen, das Fahrrad im Straßenverkehr eine absolut untergeordnete Rolle spielt.

Für den Ballungsraum "Siegen – Kreuztal" wurde 1974 mit dem Bau einer Stadtautobahn (HTS) begonnen. Die erste Verkehrsfreigabe erfolgte 1978. Der letzte Abschnitt mit Lückenschluss nach Rheinland-Pfalz soll Mitte 2016 fertiggestellt sein. Die Stadtpolitiker sind damals mit der Aussicht (Versprechen!?) an den Start gegangen, das Verkehrsaufkommen im engen Talkessel durch dieses innenstadtprägende Hochbrückenwerk deutlich zu verringern.

Im Tal sollte somit nur noch der innerstädtische Kurzstreckenverkehr stattfinden. Schon da hätte es in den Ohren scheppern müssen: Kurzstreckenverkehr!? Was gibt es da Besseres, als das Fahrrad zu benutzen. Weniger Lärm, weniger Abgase, geringere Vernichtung von öffentlichem Raum für Parkplätze, mehr Lebensqualität, höhere Standort- und Wohn-Attraktivität.

Daher hätte man diesen Gedanken durch den Rückbau der fast komplett durchgängigen 4spurigen Talstraße flankieren und deutlich bewusster lenken müssen. Aber stattdessen stehen weiterhin und unverändert für beide Richtungen, bis auf einen sehr kurzen Abschnitt, zwei uneingeschränkt nutzbare Spuren für KFZ bis Ende Si-Geisweid zur Verfügung. In Kreuztal stattdessen existieren Radstreifen in beiden Richtungen neben einspurigen KFZ-Fahrspuren. Das deutlich bessere Ergebnis im aktuellen ADFC-Fahrradklimatest unterstreicht dieses Angebot der dortigen Stadtväter. Dieser notwendige Platz für Radwege steht definitiv auch in Siegen zur Verfügung. Man will es jedoch einfach ist. Es müssen keine neuen kostspieligen Radwege geschaffen werden. Dieses geldgeprägte Totschlagargument zieht daher überhaupt nicht. Lediglich entsprechende Markierungsarbeiten sind nötig, um ein deutliches Zeichen für eine neue, umweltbewusste Verkehrspolitik zu setzen. In einem anderen Blog habe ich mal gelesen, dass man das Bewusstsein der Verantwortlichen in Punkto „Verbesserungen der Infrastruktur für Radfahrer“ an der Menge der „google-baren“ Bilder dieser Politiker auf oder mit einem Fahrrad messen kann. Werbewirksame Aufnahmen mit ortsansässigen Stromanbietern oder mit dem ADFC werden natürlich nicht gewertet.
Damit wäre für Siegen eigentlich mal wieder alles gesagt. Das am nächsten Sonntag stattfindende Großereignis „Siegtal pur“ wird neben den zehntausenden Radfahrer auch den einen oder anderen Bürgermeister, Landrat oder sonstigen Volksvertreter auf das Rad „heben“, um von der hiesigen Presse werbewirksam eingefangen zu werden. Das genügt dem Anspruch dieser Herren komplett, aber nicht der generellen Notwendigkeit etwas für den Ausbau des Radwegenetzes in Siegen zu tun.
Daher wage ich mal eine Prognose: Die Ziele des „Nationalen Radverkehrsplan 2020“ werden selbst auf Basis der möglichen Minimalanforderungen in Siegen nicht erreicht.
Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen und werde meine Fehleinschätzung dann genau an dieser Stelle kundtun.
Denn das zurzeit bejubelte Projekt „Siegen zu neuen Ufern“ unterstützt mich erneut bei dieser Einschätzung. Bitte nicht falsch verstehen, ich empfinde den Abriss der „Siegparkplatzplatte“ als einen absolut richtigen Schritt und auch das jetzt fast fertiggestellte Endergebnis, mit allen Parallelprojekten ist in meinen Augen wirklich gelungen und vorzeigenswert.

Aber die Siegen Politiker haben es in diesem Großprojekt erneut versäumt ein deutliches Signal für den nichtmotorisierten Straßenverkehr zu setzen. Man hat es fraktionsübergreifend und aus Planungssicht schlicht und einfach vergessen. Viel schlimmer und viel deutlicher hätte die Gleichgültigkeit gegenüber den Fahrradfahrern in Siegen nicht ausfallen können.


Das Fahrrad stand einfach nicht auf der Agenda.

Um ein Zeichen für den Fahrradverkehr zu setzen, gibt es seit 2014 die auch in Siegen stattfindente "Critical Mass" Jeder kann teilnehmen. Einfach mal am 1. Donnerstag im Monat um 17:30 zum Kölner Tor kommen und mitfahren :-) 

Weitere Informationen dazu gibt es unter Facebook, in dem dazugehörigen Blog und unter Twitter.

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