Montag, 27. Juli 2015

Fahrradhelm!? - Oder das Problem besser direkt an der Wurzel bekämpfen!!

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Ich fahre regelmäßig mit dem Rennrad zur Arbeit. Meine Strecke führt mich durch kleinere Orte, über Landstraßen, ab und an über parallel zur Fahrbahn verlaufende Radwege und auch mitten durch die Stadt Siegen. Rennradfahrer,  diese oftmals als rücksichtslose Rambos bezeichnete Spezies, genießt im allgemeinen einen noch schlechteren Ruf als alle andere Radfahrer. Eins vorweg: Wer von anderen ein regelkonformes Verhalten auf der Straße erwartet, hat sich genauso an geltende Regeln und Gesetze zu halten. Falls sich andere Radfahrer nicht daran halten, wird dies von mir genauso lautstark kommentiert, wie ich es gegenüber dem motorisierten Mitbenutzer der Straße tue. Gleiche Gesetze für alle. Aber auch gleiche Rechte für alle!!

In Siegen und Umgebung ist der Radfahrer, selbst Sekunden vorher überholt, in den Köpfen anderer Verkehrsteilnehmer so präsent wie ein Wasserhahn  in der Wüste. Der Radverkehr ist weder gesellschaftlich noch politisch vorhanden. Daher handelt man bewusst oder unbewusst nach dem Prinzip, was nicht vorhanden ist, kann und muss man auch nicht verbessern.


Selbst bei neuen Großprojekten mit komplett neuen Verkehrsmaßnahmen wird die Option „Verbesserung der Fahrradinfrastruktur“ ignoriert oder auch vergessen. Unfassbar, der „Nationale Radverkehrsplan 2020“ steht mehr oder weniger vor der Türe und die notwendigen Schritte werden parteiübergreifend verpennt. Ok, es werden Ausschüsse gebildet, sich dieses zukunftsorientieren Themas anzunehmen. Nur der Alltag spricht hier eine deutlich andere Sprache.
 

In Siegen "gehört" man als Radfahrer leider nicht dazu. Man wird auf der Straße als Störfaktor und Exot wahrgenommen. Daher leben die Fahrradfahrer auch in Siegen täglich mit dem erhöhten Risiko einfach „mal“ übersehen zu werden.
Und genau aus diesem(!) Grund fahre ich auch mit Helm. Ein Sicherheitsabstand von 1,5 Meter wird mir gegenüber von nicht einmal 20% der motorisierten Verkehrsteilnehmer eingehalten. Überholen in Kurven mit Gegenverkehr ist für Autofahrer kein Problem. Wie sich der Radfahrer in solchen unnötig provozierten Situationen am immer enger werdenden Fahrbahnrand fühlt, spielt für ihn keine Rolle. Bei den allermeisten PKW-LKW-Fahrer wird diese Gefährdungssituation nicht einmal als solche wahrgenommen. Der Radhelm ist daher eine Reaktion des Radfahrers, dass Symptom ein wenig in Griff zu bekommen. Die tatsächliche Problemlösung muss aber auf der Verursacherseite der meisten Radverkehrsunfälle gesucht und gefunden werden: Beim KFZ-Verkehr und bei der fehlenden Infrastruktur!


Studien haben sogar belegt, dass der Autofahrer an einem Radfahrer mit Helm noch ein wenig „rücksichtsloser“ verbeifährt, weil der sich ja bereits geschützt hat und so bei einem Unfall weniger passieren kann. Irrsinn.


Daher: "Dass die Helmdebatte nur einen Nebenaspekt beim Alltagsradeln bilden dürfte, zeigt der Blick in die Niederlande und nach Dänemark. Dort wird so viel geradelt wie nirgends sonst auf der Welt, fast ausschließlich ohne Helm. Gleichzeitig ist das Risiko, als Radler tödlich zu verunglücken, so niedrig wie nirgends sonst auf der Welt.


Das Sicherheitskonzept ist simpel: gut ausgebaute Radinfrastruktur, aufmerksame Autofahrer und ein über alle sozialen Schichten und Parteien reichendes Bekenntnis zum Rad."
Quelle: Spiegel Online
 

„Nachdem in Australien die Helmpflicht eingeführt worden war, nahm das Fahrradfahren bei jungen Menschen um 30 Prozent ab. Zugleich stieg das Unfallrisiko für die verbliebenen Radfahrer beträchtlich. Je weniger Radfahrer auf der Straße sind, desto rücksichtsloser wird das Verhalten der Autofahrer.“
Quelle: TAZ

„Vorschriften für Gefährder statt für Gefährdete: Eine Helmpflicht würde die Verantwortung für eine Verminderung von Unfallgefahren einseitig den Radfahrenden zuweisen. Der VCD hält dies aus rechtsstaatlicher Sicht für problematisch. Vorschriften zum Selbstschutz gefährdeter Verkehrsteilnehmer müssen nachrangig bleiben. Wir sehen hier auch die Tendenz einer Überregulierung - folgerichtig müsste man dann auch im Auto, auf der Treppe oder im Haushalt einen Helmtragen.“

„Verkehrssicherheit ist ohne Helmpflicht möglich: Dass Radfahren auch ohne Helmpflicht sicher sein kann, belegen unsere Nachbarländer Dänemark und Holland mit vergleichsweise niedrigen Unfallzahlen. Auch in Deutschland beweisen verschiedene Städte, dass gute Rahmenbedingungen für den Radverkehr die Unfallgefahr deutlich senken: In Oldenburg beispielsweise, das mit über 40% der Wege einen besonders hohen Radverkehrsanteil aufweist, verunglücken Radfahrer – bezogen auf ihren Anteil am Gesamtverkehr - weniger oft als andere Verkehrsteilnehmer, mit fallender Tendenz.“

„Auch gibt es Hinweise darauf, dass Autofahrer Radfahrer mit Helm mit geringerem Abstand überholen als solche ohne Helm oder dass Radfahrer in ihrem Fahrverhalten möglicherweise risikobereiter werden, wenn sie einen Helm tragen (so genannte Risikokompensation).“
Quelle: VCD

Wie singen es die Fantas so treffend: 

„Es könnte alles, so einfach sein - isses aber nicht“...

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