Donnerstag, 9. Oktober 2008

Der Herbst ist da ...













... und er zeigt sich mit verschiedenen Gesichter.

Neben stürmischen und regnerischen Momenten ...



















... überrascht uns diese Jahreszeit auch mit herrlichem Sonnenschein.
















Fahrradfotos von Lars Daniel

Das Radfahren im Herbst erfordert von uns deutlich mehr Aufmerksamkeit um auf die jetzt zunehmenden Gefahren besser reagieren zu können.

Passend dazu ein Erfahrungsbericht von Gary Siemund (swr3):

Fahrradfahren in Herbst und Winter - Sicher auf zwei Rädern

Radfahren im Sommer, das kann ja jeder. Die eigentliche Herausforderung sind aber Herbst und Winter. Jetzt heißt es tapfer weiterstrampeln, Regen und Dunkelheit zum Trotz - natürlich mit einem Blick auf die eigene Sicherheit.
SWR.de-Redakteur Gary Siemund macht den Selbstversuch.

Von Wiesbaden nach Mainz sind es pro Weg etwa 17 Kilometer zu radeln. Ich bin, wie viele Menschen, ein Gewohnheitstier und schwinge mich seit fünf Monaten jeden Morgen um 7 Uhr in den Sattel.

Leider ist es um diese Uhrzeit noch dunkel. Glücklicherweise hat mir mein Bruder letzte Woche Reflektorbänder mit roten Leuchtdioden geschenkt. Die packe ich mir an die Oberarme und schalte sie an. Ich komme mir zwar vor wie ein Tannenbaum auf Rädern, aber was soll’s, wenn’s der Sichtbarkeit dient … Jetzt noch die Rückleuchte an den Rucksack und die Lampe auf die Lenkstange.

Sehen ...
Die Rückleuchte versieht zwar ihren Dienst, aber die Lampe bleibt dunkel. Also Akkus wechseln, was aber nicht hilft. Ich werd' heute Abend mal nach dem Lämpchen schauen müssen. Vielleicht hätte ich mir doch besser eine Lampe mit Dynamo anschaffen sollen.

... und gesehen werden
Eigentlich müsste ich ja jetzt das Rad stehen lassen, aber irgendwie bin ich unvernünftig und will trotzdem fahren. Ich schnappe mir deswegen die Reflektorweste aus dem Auto und ziehe sie so über, dass sie auch über den Rucksack geht. Ich denke, ich werde die zwei bis vier Euro investieren und mir so eine Sicherheitsweste nur fürs Rad fahren anschaffen. Das hilft, gesehen zu werden.

Helm und Handschuh
Jetzt noch die Handschuhe an und den Helm auf. Seit ich nach einem Sturz zwar die Handschuhe wegwerfen konnte, die Handflächen aber ohne Kratzer davongekommen sind, würde ich nie wieder ohne fahren.


Hindernisse auf dem Radweg
So langsam werde ich warm und steigere meine Geschwindigkeit bis zu dem Moment, als ich auf dem Radweg um die Ecke kurve und unvermittelt zwei Fußgänger vor mir auftauchen. Ich kann noch ausweichen, aber ich ärgere mich doch ziemlich. Anscheinend steht das stilisierte Fahrrad auf den Schildern nicht für Fahrradweg, sondern für "Fußgänger bitte hier laufen oder stehen", "Autos bitte hier parken" und natürlich "Müll, insbesondere Glasscherben, bitte hier hinwerfen".

Lampe und Großhirn einschalten
Die defekte Lampe habe ich schon fast vergessen. Da kommt mir plötzlich ein anderer Radfahrer korrekt beleuchtet entgegen und wir stoßen beinahe zusammen. Er hat mich im Halbdunkel trotz Weste nicht gesehen. Jetzt bin ich wieder sehr aufmerksam geworden. Eines der größten Sicherheitsrisiken beim Radfahren ist die Routine. Ich bin den Weg jetzt schon so oft gefahren, dass ich jede Bodenwelle zu kennen glaube. Auch weiß ich, wie schnell ich fahren muss, um bei der nächsten Ampel noch bei Grün anzukommen. Wenn dann allerdings etwas auftaucht, was bisher nicht auf dem Weg lag, kann es kritisch werden. So wäre ich beinahe mal in die Baustelle geknallt, an der ich gleich vorbeifahren muss.

Aus der Kurve getragen
Mit so geschärfter Aufmerksamkeit fahre ich wieder auf die Straße, um an der nächsten Kreuzung links abzubiegen. Die Ampel ist noch grün und ich trete etwas schneller, damit ich noch drüber komme. Allerdings habe ich nicht daran gedacht, dass die Straße heute durch den Regen schlüpfriger ist als sonst und ich komme ins Rutschen, als ich mich in die Kurve lege. Gott sei Dank kann ich das Rad noch stabilisieren. Ich hatte glücklicherweise den Sattel letzte Woche etwas niedriger gestellt und habe dadurch den Vorteil, dass ich mit den Füßen besser auf den Boden komme.

Sicherheit mit Profil
Das grobe Profil der Reifen ist zwar bei Schnee ganz hilfreich, verlängert aber den Bremsweg bei Feuchtigkeit um einiges. Ich werde wohl etwas Luft aus den Reifen lassen müssen, um mehr Auflagefläche und damit mehr Griff zu bekommen. Vielleicht sollte ich mir für den Winter Reifen mit Spikes anschaffen. Für etwa 70 Euro gibt es Kombireifen, die in der Mitte Gummi für die Straße und an der Seite Spikes haben. Wenn ich mir ein zweites Paar Felgen mit diesen Reifen anschaffe, kann ich im Winter je nach Wetterlage entscheiden, mit welcher Bereifung ich sicherer vorwärts komme.

Langer Weg
Das Adrenalin ist mir bei dieser Aktion richtig in den Körper geschossen und ich bin endgültig wach. Ich mache mir klar, dass ich bei feuchtem Wetter noch vorausschauender fahren muss. Vielleicht sollte ich mir wirklich mal Gedanken um Hydraulik- oder Scheibenbremsen machen. Die bremsen bei Feuchtigkeit deutlich besser als die Backenbremsen, kosten aber auch um die 150 Euro.

In einer anderen Welt
Vor mir taucht jetzt ein Radfahrer auf, der beim Fahren fröhlich von rechts nach links schwankt. Ich klingele, um ihn auf meinen Wunsch zu überholen aufmerksam zu machen. Keine Reaktion. Ich klingele noch mehrmals, aber immer ohne Erfolg. Er scheint in seiner eigenen Welt zu sein. Um einen Zusammenstoß zu vermeiden, weiche ich zum Überholen auf die Straße aus. Als ich vorbeiziehe, sehe ich, dass er Ohrstöpsel in den Lauschern hat und anscheinend im Takt seiner Musik hin und her pendelt. Sich so von der Welt abzuschließen, kann ganz schön gefährlich werden.

Schöne Aussicht
Mittlerweile ist es so hell geworden, dass mein schlechtes Gewissen wegen der defekten Lampe nachgelassen hat. Ich werde sie aber auf jeden Fall heute noch reparieren. Jetzt muss ich noch über die Rheinbrücke. Das ist mir der liebste Teil des Weges. Hier begegne ich immer dieser hübschen Radfahrerin und nachdem wir ein paar Wochen aneinander vorbeigefahren sind, grüßen wir uns jetzt auch …

Autor: Gary Siemund

Wir sehen uns !!!

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