Montag, 3. August 2015

Ein RTW - Immer da, wenn man ihn braucht?!


Irgendwie war ich mir sicher, als Radfahrer schon alles erlebt zu haben. Keine noch so kritische Situation, ausgelöst durch meine unaufmerksamen,  motorisierten Mitfahrer sollte mir fremd sein. Ich hatte mir jedoch immer gewünscht, falls ich mal wieder im Straßenverkehr nicht wahrgenommen werde, sollte wenigsten ein RTW in der Nähe sein. Wenn schon, dann wenigstens die Option auf schnelle, professionelle  Hilfe.

Freitagabend, 17:00 Uhr,  ich fahre mit dem Rad von der Arbeit nach Hause. Taglicht eingeschaltet, eine absolute Selbstverständlichkeit. Der Weg führt mich von Siegen nach Eiserfeld durch das Industriegebiet "Schemscheid". Diverse Installationsfirmen, Speditionen und andere Firmen sorgen hier täglich für abwechslungsreiche Verkehrserlebnisse. 

Ich nähere mich einer in Fahrtrichtung rechts, großangelegten Einfahrt einer Spedition. Die Straße ist eben, top in Schuss, "schnurstracks" (also geradeaus) und somit auch sehr gut einsehbar. Von weitem erkenne ich einen RTW, NICHT im Einsatz, der sich von rechts, aus dieser Einfahrt langsam der Straße nähert und scheinbar mir entgegengesetzt in Richtung Siegen fahren will. Ich fahre in zügiger Geschwindigkeit weiter, aber in steter Bereitschaft auf ein fehlerhaftes Verhalten reagieren zu können. Als ob ich es geahnt hätte. Der Fahrer des RTW hält NICHT an. Er fährt aus der Einfahrt, direkt(!!) vor mir auf die Straße. Wenn ich mich nicht auf den beherzten Sprung Richtung Bordstein hätte konzentrieren müssen, fürs Bremsen war es eindeutig zu spät, hätte ich die gefrorenen Blutäderchen in seinen Sehschlitzen zählen können. Nach dem Ausweichen in letzter Sekunde halte ich an, schüttele mich kurz und drehe mich hoffnungsvoll um. Aber, der RTW hält NICHT an. Stattdessen setzt seine "Frei-Fahrt" gemächlich fort. Er war nicht im Einsatz und hatte daher die verdammte Pflicht anzuhalten. Wo leben wir eigentlich? Fehler passieren. Aber man kann sich zumindest dafür entschuldigen. Das ist heutzutage wohl zu viel verlangt. Die gesellschaftliche Verrohung macht vor nichts und niemandem halt. Wo wir gerade dabei sind. Wer ist hier der Rüpel, der Rambo im Verkehr? Hmm, natürlich der Radfahrer. Alle anderen machen ja immer alles richtig.

Und was macht das "Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur"? Es führt eine Kampagne („Darth Vader“) zum Tragen von Fahrradhelmen durch, um den Radverkehr sicherer zu machen. HALLO? Wozu brauche ich einen Helm? Wer zwingt mir den Helm auf? Die allermeisten Radunfälle passieren durch die Fehler des motorisierten Verkehrs. Prävention bitte zuerst dort, wo die Fehler gemacht werden und nicht an den Symptomen herumdoktern, wo genau diese Fehler ausgebadet werden!!

Dort wo man den Radverkehr fördert, er tatsächlich stattfindet, brauchen keine Helmpflichtdebatten geführt werden. Der Radfahrer gehört in Holland und Dänemark einfach dazu. Er ist gleichberechtigt. Man respektiert ihn. Und wo passieren mehr Unfälle? Dort wo man den Radfahrer gängelt und von aus dem öffentlichen Verkehr drängt. Dort wo es an den einfachsten Strukturen für den Langsamverkehr mangelt. Nämlich bei uns, in „Auto-Schland“! 

Ich fahre übrigens immer mit Helm, aus eigener Verantwortung meiner Gesundheit und meiner Familie gegenüber. 

Als Konsequenz ziehe ich den oben genannten „RTW-Wunsch“ zurück. So hatte ich mir diese Umsetzung auch nicht vorgestellt.

PS:
Bitte nicht falsch verstehen. Grundsätzlich machen alle Rettungskräfte, ehrenamtlich oder beruflich, einen sehr guten und überaus wertvollen Dienst. Dafür kann man nicht dankbar genug sein! 

PPS:
Passt irgendwie auch noch hier hin:   ;-)
Fanta 4 – Danke
...
Ich wollt' noch „Danke“ sagen, doch
ich lieg' im Krankenwagen, noch
woll'n sie mich zwangsbeatmen, doch
bald ist alles aus und vorbei.
Falls sie mich nicht begraben, dann
sollt' ich mich wirklich fragen, wann
will ich mal „Danke“ sagen, denn
irgendwann ist's aus und vorbei.
...

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