Mittwoch, 12. Juni 2013

„Verkabelter“ Fußgänger


 

Auf meinem Heimweg war ich gestern Abend mit dem Fahrrad wie immer auf dem sogenannten Schutzstreifen in Siegen-Eiserfeld unterwegs. Da das Eiserfelder Zentrum seit geraumer Zeit eine Großbaustelle ist, staut es sich besonders abends und morgens auf allen Zufahrtsstraßen. Der Stau von Siegen kommend erreicht oftmals Längen von fast einem Kilometer. Per „stop and go“ zuckelt die Blechlawine mit einer stoischen Geduld und unterdrückter Gereiztheit der Hauptkreuzung entgegen, um dann relativ problemlos in alle Himmelsrichtungen zu entfliehen. Die Schutzstreifen-Markierung, die nicht die Farben wert ist mit der sie aufgetragen worden ist, wird von dem Kraftverkehr zu knapp 80% eingehalten. Die anderen 20% parken dort, nutzen ihn als Erweiterung ihrer eigenen Fahrspur und zum Ausweichen bei Gegenverkehr. Der Radfahrer, der sich dort eigentlich in Sicherheit fühlen sollte, kann ihn daher nur in absoluter Konzentration und Anspannung nutzen.

Diverse Geschäfte links und rechts dieser Hauptstraße (Eiserfelder Straße, B62) sorgen für einem permanenten Kreuzungsverkehr und der einsame Radfahrer wird in schöner Regelmäßigkeit übersehen. Radfahrer, die hier auf die „Motorhaube“ genommen werden, gehören zur traurigen Realität. Aber die Gefahr droht auch von anderer Seite.

So gestern geschehen. Ein jugendlicher Fußgänger war auf dem rechten Bürgersteig ebenfalls in Richtung Zentrum Eiserfeld unterwegs. Da neben Autofahrer auch der Langsamverkehr von mir als potentielle Gefahr (nicht Gegner !!!) angesehen wird, lies ich ihn nicht aus den Augen. Auf dieser Passage, den Schutzstreifen als legale Stau-Gasse nutzend, bin ich immer recht langsam unterwegs. Aber wie sollte es anders kommen, nur einige Meter vor mir ging dieser Fußgänger, ohne nach hinten zu schauen auf den Schutzstreifen, um zwischen den im Stau stehenden Autos die Straßenseite zu wechseln. Meine mahnenden Rufe verhalten komplett. Mit einer Notbremsung konnte ich nur mit Müh und Not einen Zusammenstoß verhindern. Erst in diesem Augenblick schreckte der jugendliche Fußgänger auf. Erschwerend kommt hinzu, dass er mich so oder nicht wahrnehmen konnte, da er durch die Nutzung seines MP3-Players den Kontakt zur Außenwelt komplett verloren hatte. Und da man in Siegen als Radfahrer sowieso zu einer rechtlosen Minderheit gehört, ist die Gefahr von einem dieser Spezies über den Haufen gefahren zu werden eigentlich ziemlich gering. Nur nicht gestern Abend ...  
„DU PAPPNASE !!!“

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